Tunesien-Karte




T U N E S I E N





Tunesien ist ein beliebtes Urlaubsland. Zwei bis drei Flugstunden von einem europäischen Flughafen entfernt, betritt man afrikanischen Boden. Nur das Mittelmeer trennt hier den Okzident vom Orient. Die geringen Entfernungen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß man in einer anderen Welt gelandet ist.
"Man kommt als Fremder und man geht als Freund!"
Dieser Satz beschreibt genau das, was mich an Tunesien so sehr fasziniert. Drei mal besuchte ich schon dieses Land. Die tunesische Gastfreundschaft, die einem auf Schritt und Tritt begegnet, ist einmalig. Ständige Hilfsbereitschaft ist ebenso selbstverständlich wie spontane Einladungen zum Essen oder Trinken. Je mehr man mit den Einheimischen ins Gespräch kommt, desto schneller wird man mit erstaunlichen Dingen über Kultur, Tradition und dem täglichen Leben konfrontiert.

Von den ca. 9 Millionen Tunesiern leben zwei Drittel in den fruchtbaren Regionen Nord - und Mitteltunesiens, etwa 1,8 Millionen allein im Großraum TUNIS, der Hauptstadt.












Die Hand der Fatima

Zur Religion


Tunesiens Staatsreligion ist der Islam. Der arabische Feldherr Ogba ibn Nafi gründete 670 die erste Moschee des Maghreb und legte damit auch den Grundstein für die Stadt KAIROUAN, die zu den vier heiligen Städte des Islam gehört.
Der Koran, als Grundlage des Glaubens, gilt allerdings in Tunesien nicht mehr als Gesetzbuch. Die Rechtsprechung erfolgt nach europäischen Normen. Der Volksglaube kennt eine Vielzahl magischer Elemente, die aus vorislamischer Zeit stammen. Aus Angst vor dem sogenannten "bösen Blick" greifen die Menschen zu verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen :Das Symbol der "Hand der Fatima" auch "Khamsa" oder ""Fünf" genannt, ist die häufigste Waffe gegen Unheil. Man trägt sie als Schmuckanhänger, verziert mit einem Handabdruck. Widderhörner und der Fisch sind Schutzsymbole, die bereits die Phönizer kannten. Heute sieht man sie häufig auf dem Türbogen von Hauseingängen. Auch Henna - Tätowierungen, die viele ältere Frauen tragen, schützen vor dem Einfluß des Bösen.


Die tunesische Familie


In den Dörfern ist die Großfamilie noch eine festgefügte Gemeinschaft, in der oft vier Generationen unter einem Dach zusammenleben : Großeltern, Eltern, Kinder, Enkel, Vettern, Kusinen, Nichten und Neffen, einschließlich verwitweter oder geschiedener Familienmitglieder.
Nach der patriachalischen Familienordnung steht dem männlichen Familienoberhaupt die Entscheidung über alle wichtigen Fragen zu, die er aber immer im Einverständnis mit seiner Mutter fällen wird. Die alte Mutter und der alte Vater genießen innerhalb der Großfamilie größte Verehrung und Hochachtung.
Das Familienoberhaupt hat weitreichende Befugnisse, trägt aber auch alle Verantwortung. Jeder ist davon überzeugt, daß der VAter nur zum Besten der Familie handeln wird - seine Autorität wird deshalb auch nicht angezweifelt.
Kraft und Macht der arabisch - tunesischen Großfamilie beruhen auf absoluter Solidarität. Jedes FAmilienmitglied hat genau vorgeschriebene Pflichten gegenüber den Verwandten zu erfüllen. Hiezu gehört beispielsweise daß, laut Koran, alle Einkünfte einer Familie in eine gemeinsame Kasse fließen müssen. Diese Regel wird auch heute noch mit größter Selbstverständlichkeit befolgt. Wenn nur einer aus der Familie verdient, so ernährt er alle anderen mit.
Die Polygamie wurde mit der spitzfindigen Begründung verboten, daß es keinem Mann möglich sei, die ihm vom Koran zugebilligten Ehefrauen, alle gleich zu behandeln.


In den Souks

Die Insel Djerba


Djerba mit seinen rund 90 000 Einwohnern liegt vor der Südküste Tunesiens. Die flache grüne Insel ist ein Ferienparadies, wie man es sich wünscht.
Mehr als eine Million Dattelbäume wachsen hier. Einige der Ölbäume sind noch aus römischer Zeit und somit mehr als 1500 Jahre alt.
Über die ganze Insel verstreut stehen mehr als 2000 ungewöhnlich geformte Brunnen und Zisternen.
Die Bevölkerung besteht zum großen Teil aus Berbern mit ibaditischem Glauben. Die Ibaditen sind eine Untergruppe des Islam, die ine sehr sittenstrenges und arbeitsames Leben führen.
Einzigartig ist auch der ibaditische Baustil : rund, immer ein wenig uneben, weich und deshalb so harmonisch wirkend. Ein Erlebnis ist es durch die Berberdörfer mit der Kutsche zu fahren, oder noch besser selbst zu reiten, wie ich es getan habe. Durch feinen Sand, vorbei an hohen Kakteen, die am Wegrand wachsen, entdeckt man kleine Häuschen, fernab von von jeglicher Elektrizität und fließendem Wasser. Sobald es dunkel wird, wird vor dem Häuschen ein Feuer gemacht, das ein wenig Licht und Wärme spendet.
Es ist mir sehr wichtig, folgendes festzuhalten : Die Berberfrauen sollte man keinesfalls fotographieren, denn ihr Glaube besagt, daß man ihnen dadurch die Seele raubt.

Weit entfernt von den Berberdörfern erstreckt sich über 20km dem Strand entlang die Touristenzone, die für jeden Urlauber etwas bietet. Aber wer das wirkliche Djerba kennenlernen will, muß raus aus diesem Touristenghetto und sich zum Beispiel die Hauptstadt Houmt Souk oder die kleine Stadt Midoun ansehen und den Flair dieses Stadtlebens auf sich wirken lassen.


Die Höhlenwohnungen von Matmata


Matmata


Dieser kleine Ort mit seinen ca. 3000 Einwohnern liegt im Süden Tunesiens.
Die Berberstämme, die von kriegerischen Arabern in das Bergland verdrängt worden waren, gruben sich zu ihrem Schutz Höhlenwohnungen in die Erde, die in der sommerlichen Hitze kühl und im Winter warm sind. Durch einen Schacht gelangt man zu einem Innnenhof, von wo aus die Wohnräume in den Fels gearbeitet wurden. In die Wände geschlagene Nischen dienen als Regale. betten und Bänke sind meist aus Lehmziegel gemauert.
Die Menschen hier leben davon ihre Höhlenwohnungen als Touristenattraktion vorzuzeigen. Mir war es schon etwas unangenehm die Wohn - und Schlafräume fremder Leute zu begutachten. Die Einheimischen sehen dies wohl ganz anders - wir wurden sogar mit frisch gebackenem Brick begrüßt.

Karthago

Karthago


Besonders eindrucksvoll fand ich die Überreste der Thermen des Antonius Pius, die von 146 bis 162n. Chr. gebaut wurden.
Dieses Badezentrum war riesengroß - es konnte sich sogar mit den Thermen in Rom messen. Die Mauerreste und Pfeiler, die man noch sieht, gehörten zum Untergeschoß, in dem sich die Betriebsräume befanden.
Dieser Ort, der direkt am Meer ligt, wirkte auf mich sehr mystisch, und ich versuchte mir vorzustellen, wie das Leben hier vor sich ging.


Das bekannteste Cafe von Sidi Bou Said

Sidi Bou Said


Sidi Bou Said ist ein malerisches Künstlerdorf, in dem schon August Macke und Paul Klee gearbeitet haben.
Irgendwie kommt man sich hier wie in Griechenland vor : weiße Häuser mit blauen fensterrahmen und Türen, enge gepflaterte Gassen und viele Stiegen. Zwischen Mauern und Treppen hat man immer wieder einen wunderschönen Blick hinunter aufs Meer. Rings um den kleinen Dorfplatz reihen sich winzige Boutiquen aneinander, in denen man natürlich auch wunderschöne Bilder kaufen kann.
Hier wurde mir so richtig bewußt, wie vielfältig Tunesien eigentlich wirklich ist !




orientalische Gewürze

Die tunesische Küche


Brik ist eine der Nationalspeisen in Tunesien. Brik sind dreieckige Taschen aus Blätterteig, die unterschiedlich gefüllt und in Öl herausgebacken werden. Am bekanntesten ist Brik mit Ei oder als Nachspeise, Brik in Honig getaucht.

Cous - Cous ist, wie in anderen nordafrikanischen Ländern auch, das traditionelle Nationalgericht. Grober Weizengrieß oder auch Hirse wird über Wasserdampf gegarrt. Anschließend wird der Cous - Cous mit Fleisch, Geflügel, kleinen Fischchen sowie Gemüse angerichtet. Es gibt auch süßen Cous - Cpus mit Obst und Nüssen.
Wer glaubt. im Hotel guten Cous - Cous gegessen zu haben, sollte es keinesfalls verabsäumen ihn einmal in einem einheimischen Gasthaus oder noch besser bei den Einheimischen selbst zu probieren. Denn nur hier wird noch ordentlich gewürzt - die Hotels passen sich meist der europäischen Küche an.

Cous - CousWenn man Tunesien besucht, sollte man auch umbedingt einen Minztee probieren. Dieser wird immer mit frischen Minzblättern in kleinen Gläschen serviert. Meist schmeckt der Tee bitter - süß, da man ihn sehr lange ziehen läßt und danach auch viel zuckert. Manchmal wird der Tee auch noch mit Mandelstückchen serviert, die gleich mit dem Tee mitgekocht werden. Schmeckt total interessant !
Vor oder am besten nach dem Essen sollte man auch einmal eine Wasserpfeife versuchen, die in jedem maurischen Cafe zu finden ist. Zuvor empfiehlt es sich aber genau zu fragen, wie diese "Chicha" richtig zu rauchen ist. Viel Spaß beim Ausprobieren !






BACK


email : skeuschn@edu.uni-klu.ac.at